Strategisches De-Risking jenseits von Chips
Durch Exportkontrollen und industriepolitische Massnahmenpakete ist die weltweite Halbleiterindustrie in den letzten Jahren zu einer Arena des technologischen Wettbewerbs geworden. Im Zuge der Entschärfung weiterer kritischer Lieferkettten müssen Staaten nationale Sicherheitsrisiken aufkommender Dual-Use Technologien einschätzen und Kompromisse zwischen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen finden.
Nach Chinas WTO-Beitritt 2001 hofften viele westliche Regierungen, dass das Land seine Wirtschaft und letztlich auch sein politisches System weiter liberalisieren würde. Doch in den folgenden Jahren hielt China seine Wirtschaft weiterhin fest im Griff. Trotz wachsender Frustration im Westen hatte ein tiefgreifender wirtschaftlicher Integrationsprozess aber bereits stattgefunden. Dieser strukturelle Wandel der Weltwirtschaft hat weitreichende Auswirkungen auf den globalen Wirtschafts und Technologiewettbewerb. Während die Spannungen zwischen den USA und China nach Xi Jinping’s Anstieg zur Macht 2012 weiter zunahmen, waren gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten in wichtigen Lieferketten bereits eine Realität. Das Streben nach wirtschaftlicher Effizienz hat zu einer Fragmentierung globaler Lieferketten geführt, deren Struktur zunehmend losgelöst vom Grad der politischen Übereinstimmungen zwischen Staaten war.
Die Covid-19-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine brachten schliesslich einen lange übersehenen oder bewusst ignorierten Nebeneffekt dieser wirtschaftlichen Effizienz zutage: Viele Staaten sind für die Versorgung an Gütern oder Materialien vom Ausland abhängig geworden, und kritische Technologien sind davon nicht ausgeschlossen. Aufgrund dieser Ereignisse und der Aussicht auf weitere Störungen der Lieferketten im Tauziehen zwischen den Grossmächten USA und China erkannten viele Staaten ihre Verwundbarkeit und bemühten sich, ihre Lieferketten resilienter zu machen.
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